24. Dezember 2010

Frohe Weihnachten!

Hallo an euch alle! Wie geht es euch im verschneiten Deutschland?

Nun ist doch wirklich schon der 24. Dezember, Weihnachten. Ich habe den Blog in den letzten Wochen sehr vernachlässigt, tut mir Leid. Dafür gibt es nun ein umso längeres Update was ich im Advent so getrieben habe.

In den letzten Schulwochen war einiges los und Paul und ich steckten mitten in den Vorbereitungen für die "Christmas Hamper" (Weihnachtspakete) für bedürftige Familien der Schule. Dazu wurde vor Wochen im Kollegium nach Vorschlägen gefragt und natürlich hatten auch die Schulpsychologen und Paul selbst einige Schüler im Auge. So erstellten wir nach und nach Profile und kamen am Ende auf 72 Pakete. Bei den entsprechenden Leuten riefen wir natürlich vorher an, fragten, ob sie ein Paket haben wollen würden und auch was sie dieses Jahr besonders brauchen würden (Kleidung fürs Baby, Kosmetikartikel, Küchenutensilien - alles war irgendwie dabei.) Die Nachfrage ist, wie schon früher erwähnt, viel größer. Nachdem die Profile verschlüsselt wurden, sodass niemand die Familien erkennen kann, wurden sie in die Klassen gegeben. So hatte nun jede Klasse ein Paket zu packen, in das von uns vorgegebene Sachen kamen. In der letzten Schulewoche wurde diese dann von Lehrern ausgeliefert... und ich war froh, dass der Stress weniger wurde!
Am 2. Advent hatten Artemysia und ich ein großes Plätzchenbacken geplant. 4 Sorten sollten es werden und wir hatten jede Menge Spaß dabei und genauso viele Pannen. So war uns zum Beispiel nicht bewusst, dass der Ofen die Gradzahl in Fahrenheit anzeigen würde, weil Kanada eigentlich mit Celsium rechnet. Es war nur irgendwie komisch, dass das erste Blech mit Plätzchen nach einer halben Stunde immernoch genauso aussah wie zu dem Zeitpunkt als wir es in den Ofen geschoben hatten. Am Ende war das Ergebnis aber sehr zufriedenstellend und jeder von uns hatte eine ordentlich Portion an leckeren Keksen, die ihr auf den Fotos bewundern könnt. Am dritten Advent musste aufgrund zu schnellen Verzehrens dennoch eine weitere Plätzchenbackaktion stattfinden. Diesmal in einem anderen Ofen.
Denn wie vor einigen Wochen angekündigt, war ich nun endlich umgezogen. Eine Freundin, Sue, die an der Schule wahre Wunder mit Problemkindern vollbringt, ist über Weihnachten nach Europa gegangen und hat mich gebeten ihre Katze und das Haus zu sitten. So packte ich in der zweiten Adventwoche meine sieben Sachen und bemerkte dabei, dass ich schon jetzt viel zu viel besitze um das für den Rückflug in meine Koffer zu packen. Nun sitze ich aber erstmal in einem wunderschönen kleinen und gemütlichen Haus mit einer Katze und darf mich ganz zuhause fühlen. Die Gegend ist sehr schön. So bin ich nur 10 Minuten von Little Italy (einem Viertel mit vielen kleinen Cafes und Restaurant) und China Town entfernt. Auch die Outdoor-läden und der Kanal sind nicht weit weg. Wie man sicherlich bemerkt, ich bin absolut begeistert.
Wenngleich ich in den ersten Tagen vor Begeisterung lieber nicht in die Luft springen sollte, da dies zuviel Gefahrenpotential für meinen Rücken in sich barg. Tja, denn wenn man schonmal im Ausland ist, sollte man jede mögliche Erfahrung machen. Einen Tag vor dem Umzug kam ich mit zu nassen Schuhen in die Schule und rutschte im Treppenhaus aus und landete knallhart auf meinem Rücken. Zum Glück nur auf der Seite, da ich noch im Sturz dachte "Bloß nicht auf die Wirbelsäule! Bloß nicht auf die Wirbelsäule!!!" Als ich mich nach einer Stunde immernoch nicht richtig bewegen konnte, beschlossen Paul und Sue mich in ein Krankenhaus zu fahren. Ich landete im Montforte und durfte nun das kanadische Krankenhaussystem kennenlernen. Es gab nummerierte Wartebereiche, die man durchlaufen musste. Zuerst kam ich in den Bereich A, da ich noch niemanden gesehen hatte. Dort bekam ich aber immerhin einen Rollstuhl. Eine nette Schwester befragte mich daraufhin, was passiert sei und wie schwer es schmerzen würde. Danach durfte ich mich in den Bereich B setzen Von dort aus ging es dann an die Rezeption, wo nicht gerade freundlich meine ganzen Daten aufgenommen wurden. Dass ich zwar versichert, aber nicht ein typischer Patient war, bescherte der Dame noch schlechtere Laune und mir einen entgültigen Tränenausbruch. Ich fühlte mich so unsicher, wusste nicht wie genau es ablaufen würde und noch dazu schmerzte der Rücken höllisch. Am Ende des "netten Gesprächs" sagte sie mir mit einem Supermarktkassenton "Das macht dann 495$." Es gab wenige Momente in den letzten Wochen, wo ich mir gewünscht hätte nach Hause zu fliegen. Das war einer davon.
Danach war ich eine Woche krank geschrieben. Zum einen wegen des Rückens, zum anderen wegen der Medizin dagegen. Mir wurde sogenanntes Oxicodon verschrieben. Das ist ein Schmerzmittel, dass aber unter anderem Müdigkeit, Glücksgefühle und ein nettes Schwindelgefühl auslösen kann - unterm Strich gesagt, macht es high. Sue erzählte mir, dass ich pro Pille in der Schule von Schüler locker 30$ bekommen könnte, da es eine sehr beliebte Droge sei. Natürlich habe ICH die Pillen brav nach Vorgaben des Arztes genommen und sie dann in eine Schublade verbannt.
Damit hatte sich vorerst aber auch mein Schulalltag verabschiedet, was aber auch nicht so schlimm war. Sue musste ebenfalls krankheitsbedingt zuhause bleiben und so machten wir uns ein paar gemütliche Tage und ich genoss die Zeit mit ihr wirklich sehr. Wir schauten uns die Gegend an, machten einige Einkäufe und organisierten ihre Reise nach Europa, wobei ich ihr vor allem bei Deutschland sehr behilflich sein konnte. Ich lernte auch einige ihrer Verwandten kennen, die alle wirklich sehr nett waren und von denen jeder mindestens schon einmal in Europa war. Am 17. flogen Sue und ihr Mann dann Richtung London, was dazu führte, dass ihre Reise nicht so begann, wie sie sich das vorgestellt hatten. Mittlerweile sind sie aber da, wo sie hinwollten und hoffen, dass trotz des Wetters ihre Reise gut verläuft.
Ich habe die letzten Tage mit Freunden verbracht, die ja jetzt über Weihnachten nach Hause fahren. Es ist seltsam, denn viele von ihnen habe ich zum vorletzten Mal gesehen, denn wenn sie wiederkommen, werde ich mit Jörg wohl schon auf unserer großen Nordamerikatour sein. Am Ende bleiben uns noch 5 Tage in Ottawa, die aber wahrscheinlich gerade mal zum Aufwiedersehen-Sagen reichen.

Nun ist aber erstmal Weihnachten und ich bin heute Abend aber auch morgen bei Freunden eingeladen und sehr froh darüber. Jetzt da Heiligabend ist denke ich vor allem an meine Familie zuhause in Sonneberg und an Jörg und seine Familie. Es ist traurig nicht dort zu sein, nicht bei denen sein zu können, die man liebt und die mein ganzes Leben lang jedes Jahr mit mir am Weihnachtsbaum saßen. Ihr fehlt mir.
Auch meine Freunde seien hiermit herzlich gegrüßt. Ich habe euren Plätzchenbackbrief bekommen und mich riesig gefreut. Ihr seid die Besten.

Euch allen wünsche ich frohe, besinnliche und gesegnete Weihnachten, dass es nicht einfach nur Kommerz ist, sondern dass ihr wirklich das fühlen und feiern könnt, worauf es in diesen Tagen ankommt. Die Liebe zu den Menschen, die immer für uns da waren und hoffentlich auch immer sein werden.
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten.

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